22 Erwachsene und 5 Kinder nahmen an dieser Aktion, die vom KAT und dem Talentetauschkreis Wr. Neustadt gemeinsam durchgeführt wurde, teil. Wir wollten die Energieunternehmen kennenlernen, die es praktischerweise in unserer Umgebung gibt.
Die Radfahrt (26 Räder + 1 PKW) führte von der Fohlenhof/Akademieparkmauer zur „Biogas-Anlage“ der Firma Gnam, zum Klein-E-Werk der Firma Wagenhofer, beide in Katzelsdorf und dann zum Biomasse-Heizwerk in Lanzenkirchen. Zum Abschluss fanden sich 7 Teilnehmer*Innen in der Pizzeria Al Castello in Frohsdorf ein. Unsere Fahrradgruppe (mit der Beach-Flagg des KAT) ist sicher in Katzelsdorf und Lanzenkirchen recht aufgefallen.
Der Wettergott hatte es gut mit uns gemeint. Ab 14 Uhr kein Regen (nur manchmal ein wenig Nieseln) und kein Wind.
Kompostanlage Gnam
Die angekündigte Biogas-Anlage entpuppte sich als Kompostieranlage. Herr Gnam jun. führte uns. Er leitet das Ganze. Er ist einmal in der Woche dort, um die Mieten umzusetzen. Ansonsten läuft alles automatisch ab. Hinbringen kann man rund um die Uhr. Abgewogen wird auf der Brückenwaage, wo nicht nur gewogen, sondern auch von 2 Seiten fotografiert wird. Dokumentation ist sehr wichtig und wird auch vorgeschrieben.
Das angelieferte Material wird gelagert: Trockenes hinten, Feuchtes neben dem Sammelbecken. Mehrmals im Jahr kommt eine Maschine zum Häckseln.
Es gibt zwei Stadien der Komposterzeugung: Das gehäckselte Material wird in Mieten aufgeschlichtet, von unten belüftet und bewässert. Beim Aufsetzen werden 10.000 l Wasser benötigt. Die Belüftung geschieht automatisch, entsprechend der Temperatur (idealerweise ca. 60°), die an mehreren Stellen gemessen wird. Diese Reihen werden wöchentlich mit einem traktorgezogenen Umsetzer umgesetzt. Wasser kommt aus einem eigenen Brunnen. Überschüssiges Wasser rinnt in einen Sammler und wird wiederverwendet. Nach 8 Wochen Heißrotte wird alles gesiebt. Das Ausgesiebte wird Basis für den nächsten Haufen, das Feine kommt auf die mit Vlies abgedeckten Nachrotte-Mieten, wo es fertig verrottet. Für das Ausbringen auf den Acker wird mit 5 cm gesiebt, für Gartenerde, die mit Quarzsand und Ziegelsplitt vermischt wird, auf 3 cm.
Die Kompostanlage der Gemeinde Katzelsdorf ist veraltet und steht zu nahe am Fluss. Daher hat 2021 Firma Gnam eine eigene Anlage gebaut und verkompostiert auch das gehäckselte Material von der Gemeinde. Wer Material liefert, zahlt pro Tonne 47 Euro. Kompost wird selbst verwendet bzw. verkauft (pro Tonne um die 50 Euro). 2m² Kompost wiegen ca. 1 t.
Klein-E-Werk Wagenhofer
Es erwarteten uns Herr Wagenhofer Junior mit seinem Vater, der schon vorher an der Führung durch die Gnam-Anlage teilnahm. An der Stelle war ganz früher eine Mühle, daher der Name Mühlbach. Es waren damals drei Firmen am Kanal, die das Wasser für ihre Energie nutzten. Vor Wagenhofer war zur Jahrhundertwende eine Drahtziehfabrik, dann eine Pappefabrik für die Koffererzeugung (die Pappe wurde zum Trocknen über Drähte gehängt), später ein Pferdehof, im 2. Weltkrieg ein Pferdelazarett mit OP-Raum. Nach dem Krieg ging es in den Besitz der Republik über. Der Vater von Wagenhofer Senior kaufte es 1962 und errichtete eine Tischlerei. Die beiden haben das noch heute in Betrieb befindliche E-Werk wieder errichtet. Wir erfuhren auch, dass der Mühlbach ursprünglich nach Neudörfl führte und den Wr. Neustädter Kanal speiste, der über Pöttsching gebaut wurde. Nach dessen Auflassung wurde er ins heutige Bett in den Akademiepark umgeleitet.
Im Hof liegt noch das alte gusseiserne Radwerk: das waagrechte Kammrad (oben) hat Holzzähne, die ausgetauscht werden konnten. Über ein Winkelrad wurde die Kraft in die Senkrechte gebracht, ein Riemen übertrug die Kraft auf die Maschinen der Tischlerei. Für den heutigen Gebrauch zur Stromerzeugung ist die Umleitung in die Senkrechte nicht mehr notwendig, weil der Generator auch waagrecht angetrieben werden kann.
Wir erfuhren, wie das Kraftwerk funktioniert, sahen den Rechen, an dem Angeschwemmtes hängen bleibt und wie dieser gereinigt wird. Wir sahen den Maschinenraum mit dem oberen Teil der Turbine und den stromerzeugenden 40kW-Generator. Dieser wird mittels eines breiten Lederriemens über die Turbine angetrieben. Als Höhepunkt wurde aus dem Raum, wo die Turbine vom Wasser angetrieben wird, das Wasser ausgelassen. Dazu wurde die Wasserzufuhr abgesperrt, das Wasser daher umgeleitet und der Raum leerte sich. Wer wollte, konnte hinunterklettern und den unteren Teil der Turbine ansehen.
Übers Jahr werden durchschnittlich 20 kW/Stunde erzeugt, das wären x24x365 insgesamt rd. 175.000 kWh/Jahr.
Biomasse-Heizanlage Lanzenkirchen
Der Landwirt und Gemeinderat Markus Grabner führte uns durch die Anlage, welche im Winter 2022/2023 eröffnet wurde. Sie heizt das alte Gemeindeamt, die Volks- und Neue Mittelschule, den Kindergarten, den Gemeindesaal, das neue Gemeindeamt, und die beiden WET-Wohnhäuser. Sie ersetzt die Gasheizung der Neuen Mittelschule, welche als Backup dient. Ursprünglich war kein Neubau, sondern die Erweiterung der Pfarranlage geplant. Das kam aber nicht zustande. Die Hackschnitzel kommen von den Bauern, die in einer Genossenschaft zusammengeschlossen sind. Landwirtschaft Jeitler hat einen großen trockenen Hackschnitzel-Lagerraum zur Sicherheit, wenn wettermäßig nichts gehäckselt aber dennoch gleich geliefert werden soll. Dieser betreut auch die Anlage, die von der Biowärme NÖ betrieben wird. Die Anlage hat einen Hackschnitzelbehälter, 1-mal pro Woche werden ca. 40 m3 nachgeschüttet. Das Hackgut hat eine Feuchtigkeit von 25 bis maximal 35 %.
Im Inneren konnten wir den Heizkessel, die 3 Pufferspeicher mit 9000 Liter und die Asche-Entsorgung sehen.
Die Hackschnitzelzufuhr ist mit einer Brandschutzeinrichtung ausgestattet. Sollten die Hackschnitzel im Zufuhrrohr zu brennen beginnen, wird dieses Rohr automatisch geflutet. Damit wird das Feuer erstickt und es kann nicht auf die gelagerten Hackschnitzel übergreifen.
Wir bedanken uns sehr bei den Fachleuten für die kurzweiligen und interessanten Vorstellungen der drei Anlagen.
Klimabündnis Arbeitskreis Thermengemeinden